Gedichte
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Der Boss[Bearbeiten]
Eugen Roth (1895–1976)
Der Boss Ein Mensch, der hatte Langeweile, da stritten sich die Körperteile, sehr heftig und mit viel Geschrei, wer nun der Chef von ihnen sei. "Natürlich ich", sprach das Gehirn. "Ich sitz' ganz oben, hinter der Stirn, bin stets am Denken muss euch leiden, bin Nummer eins, wer will's bestreiten?" Die Beine riefen halb im Spaße: "Gib nicht so an, du Wabbelmasse. Durch uns kann sich der Mensch erst regen, sich umtun und nach vorn bewegen." Die Augen riefen: "Uns sollte man zum Chef erklären, wenn wir nicht ständig wachsam wären." Und plötzlich pfiffen auch die Ohren: "Ohne uns, da wär' das Gleichgewicht verloren." Das Herz, die Nieren und die Lunge, die Nase, Arme als auch Zunge, ein jeder legte schlüssig dar, dass er der Chef vom Ganzen war. Bevor das Streitgespräch erlosch, furzt jemand: "Hey, Ich bin der Boss!" Ha, ha, wie alle Körperteile lachten. Das Loch (hm, hm) und ihre Späße machen. Doch der Arsch war flugs verdrossen und hat zielbewusst, sich fest verschlossen. Er dachte starrsinnig bei sich: "Die Zeit, sie arbeitet für mich! Wenn ich mich weigere zu scheißen, werd ich die Macht schon an mich reißen." Schlaff wurden Ohren, Arme, Beine, die Galle, sie produzierte Steine. Das Herz es stockte schon bedenklich. Das Hirn es fühlte sich ganz langsam kränklich. Doch das Gesäß, es blieb knallhart. Kein Fürzchen kam in leise fahrt. Zum Schluss, da sahen's alle ein, der Boss kann bloß das Arschloch sein! Und die Moral von der Geschicht': Mit Fleiß und Arbeit schafft man's nicht. Denn warum soll die Ritze schwitzen, wenn weiter man kommt mit drauf sitzen? Um Boss zu werden hilft allein, ein Arschloch von Format zu sein. Was mit viel Lärm und ungeniert, nichts, als nur Scheiße produziert.